Schaut man sich ein bisschen in der Gesellschaft um, dann merkt man ziemlich schnell, dass sich einiges geändert hat. Einige Sachen bewertet man als positiv, andere hingegen als komisch oder negativ.
Als ich vor ein paar Tagen in meinem Büro war und mal eben kurz aus dem Fenster schaute, sah ich wie eine junge Frau auf dem gegenüberliegenden Parkplatz aus ihrem SUV stieg und zum Kofferraum lief, um ihren Hund rauszulassen. Bis dahin ein ganz normales Szenario, das man nun mal durchführen muss, wenn man mit Bello Gassi gehen will.
Was aber als nächstes passierte, hat mich schon ein wenig verwundert. Die junge Frau stieg wieder in ihren SUV und schliesste die Tür. Bello war allein draussen und tigerte mal ein wenig um das Auto herum.
Zuerst dachte ich, dass sich die junge Frau halt noch fürs Gassi gehen hübsch machen will oder in der Wärme kurz telefoniert oder das Smartphone auflädt… Was man halt so macht vor dem Spazieren gehen. Aber als sie dann bereits 10 Minuten drin sass, verlor ich die Hoffnung, dass sie sich nochmals aus dem Auto herausbewegt.
Bello war in der Zwischenzeit schon mal auf Entdeckungsreise und erkundigte die beim Parkplatz liegende Wiese. Wir alle kennen die fröhlich herumtollenden Hunde, die immer auf der Suche nach etwas Neuem sind und zeitweise den Blick zurück zu dem Gassi gehenden Partner werfen, um sich zu sein, dass sie nicht zu weit weggelaufen sind. Bello auf der Parkplatzwiese zeigte ein ähnliches Verhalten. Er erkundigte die Gegend, schaute sich nach jungen Dame um und tigerte weiter. Aber es fehlte die Freude am Erkunden. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sich Bello die ganze Zeit fragte, ob Frauchen jetzt dann gleich mit dem SUV wegfährt und ihn alleine auf der Wiese lässt.
Ehrlich gesagt, habe ich mich das auch die ganze Zeit gefragt.
Das Trauerspiel ging dann noch 20 Minuten so weiter und nach ca. einer halben Stunde hat sich Frauchen entschlossen, dass man nun genug an der frischen Luft war. Bello sass seit ca. 5 Minuten auch nur noch neben dem Auto… Ich denke, dass er sicherstellen wollte, dass die Frau im Auto auch sicher nicht ohne ihn wegfährt. Vielleicht aus Erfahrung, wer weiss das schon genau.
Was ich an der ganzen Sache nicht verstehe ist, warum die junge Frau nicht die Gelegenheit nutzte um Fotos für Twitter, Instagram, Snapchat und Facebook zu machen. Wäre doch die ideale Gelegenheit gewesen, dass man sich zusammen mit dem süssen Bello in Szene setzt und mit Hashtags um sich wirft: #Gassigehen #DraussenmitBelloobwohlesscheisskaltist #FitmitHundweilesnichtsbesseresgibt.
Aber irgendwie ist der Zahn der Zeit wohl noch nicht bei allen angekommen und so muss ich doch stark dafür plädieren, dass man jede Gelegenheit nutzt, um Momente für die Ewigkeit in den sozialen Medien zu verewigen. Niemand würde sich daran erinnern, dass diese junge Frau mit ihrem Hunde Gassi gesessen ist, wenn ich dies nun nicht niederschreiben würde. Was wäre die Welt ohne dieses Wissen.
Und wir dürfen auf keinen Fall Bello vergessen. Auch er wäre ein Profiteur von einem wilden Selfiemarathon im Wald. Er müsste Stöckchen holen, im Laub herumtollen, süss dasitzen, süss wegspringen, süss zurückspringen, süss Platz machen, süss schauen, süss bellen, süss nicht bellen, süss miauen, süss in die Pfütze springen, süss das Gesicht abschlabbern und viele süsse Dinge mehr.
Aber Bello wär das ganz egal. Denn Bello interessiert nur, dass sein Frauchen glücklich ist.
Wir sollten alle ein bisschen mehr wie Bello sein.
Quellen:
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