Wir sammeln immer mehr und mehr Daten, lassen diese von Experten analysieren, sammeln noch mehr Daten, erstellen einen Plan, um die Daten gewinnbringend zu verwenden, sammeln noch mehr Daten und so weiter. Das Konzept Data Thinking verfolgt das Ziel, uns zu lehren, wie wir mit Daten „richtig“ umgehen. Aber aus meiner Sicht sollten wir eher „Thinking Data“ entwickeln, als einem weiteren Konzept zu folgen.
Data Thinking orientiert sich in den Grundzügen an dem berühmten Konzept Design Thinking. Die Hochschule Luzern definiert Design Thinking wie folgt:
„Design Thinking ist ein Innovationsansatz, der Kundenbedürfnisse konstant in den Mittelpunkt stellt und zum Lösen von Problemen und zur Entwicklung neuer Ideen führt.“
Das Problem an der ganzen Sache ist bloss, dass externe Kräfte die Bedürfnisse von Kunden in den Mittelpunkt stellen und nie der Kunde selber. Klar es werden Personas entwickelt, die einen Kunden möglichst genau abbilden sollen und aufgrund dessen wird dann zusammen mit einer Customer Journey das Kundenerlebnis für Jennifer, Peter, Rashid, Viktor etc. definiert. Aber was ist mit Franz oder Sara, die ein ganz anderes Bedürfnis haben? Sie müssen halt mit dem Kundenerlebnis von Peter oder Jennifer leben, da diese in ein paar demografischen Kriterien exakt Franz oder Sara entsprechen.
Eine Prise künstliche Intelligenz
Wir bewegen uns nun mit Artificial Intelligence, auch AI genannt, in eine komplett neue Richtung, die soviel Potenzial in sich trägt, dass man aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt. AI kann infolgedessen natürlich auch dafür eingesetzt werden, um aus Daten ein Kundenerlebnis zu kreieren. Nur damit AI dies tun kann, braucht es zuerst jemanden, der dieser AI sagt, wie die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Daten zu deuten sind und da kommen doch wieder die externen Kräfte ins Spiel, die das jetzt auch schon bereits tun. So landen wir wieder bei einem Konzept wie Data Thinking, anstatt, dass wir uns mit „Thinking Data“ auseinandersetzen. Schlussendlich ärgert sich dann Franz wieder, dass er wie Peter oder Viktor behandelt wird und das wollen wir doch alle nicht.
Denkende Daten
Marketing-Berater haben es sich auf die Fahne geschrieben, dass sie Unternehmen dabei helfen wollen, einzigartige Kundenerlebnisse zu kreieren, um Umsatz und Gewinn weiter zu maximieren. Aber bei jeder Präsentation an Universitäten/Fachhochschulen oder an Fachvorträgen hört man wieder von Personas und den entsprechenden Customer Journeys. Was hier gemacht wird, ist einzig und allein eine Feingliederung bereits bestehender Zielgruppen, die überhaupt nichts mit einem kundenspezifischen Erlebnis zu tun hat.
Ein kundenspezifisches Erlebnis wäre für mich, ein auf mich persönlich ausgerichtetes Erlebnis, welches keiner anderen Person zugewiesen werden kann. Aber davon sind wir noch meilenweit entfernt. Aber, mit AI haben wir die besten Voraussetzungen, um dies zu ändern und dies bringt uns zu „Thinking Data“, also denkenden Daten.
Da wir mit bestehenden Konzepten das Problem haben, dass immer externe Kräfte hinter der Logik einer Persona, Customer Journeys etc. stehen, werden wir auch immer das Problem haben, dass wir mit Annahmen über unsere Zielgruppe arbeiten müssen. Viel interessanter wäre jedoch, wenn wir unserer Zielgruppe genau das bieten könnten, was sie möchte. Dies könnten wir mit denkenden Daten erreichen, die mit der Zeit immer mehr so denken wie unsere Zielgruppen. Wir würden dann auch von „Zielgruppen“ wegkommen und hätten in unserer Datenbank denkende Personas, die das Leben der Mitglieder einer Zielgruppe nachahmen würden.
Data Seed (Datensamen)
Natürlich werden wir nicht von Anfang an über einen kongruenten Datensatz über jede Person verfügen, deshalb müssen wir mit „Data Seeds“ anfangen und uns dieses Wissen Schritt für Schritt aufbauen. Der „Data Seed“ würde aus einem AI-Programm bestehen, welches sich selber immer weiter entwickelt und mit Informationen des echten Kunden bereichert wird. Damit aus dem Datensamen ein schöner mächtiger Datenbaum werden kann, müssen wir ihn über die Zeit mit immer mehr Daten über den Kunden füttern. Ideal wäre natürlich, wenn der Kunde selber den Datensamen mit Nahrung, also mit Informationen füttern würde. Dazu würde der Kunde über ein Login zu seinem virtuellen Datensamen verfügen und könnte diesen mit immer mehr Nahrung versorgen. Interessant ist alles was der Kunde zu bieten hat, denn schlussendlich soll der schöne grosse Datenbaum in der Lage sein, dem Kunden Wünsche und Bedürfnisse zu erfüllen, dessen er sich noch gar nicht bewusst ist.
Der Data Seed wäre dann auch die Grundlage für ewiges Leben. Denn nur, wenn wir über eine virtuelle Kopie unserer Selbst verfügen, werden wir in der Lage sein, ewig zu leben. Aber das ist dann ein anderes Thema 😉
Quellen:
HSLU: https://www.hslu.ch/de-ch/technik-architektur/weiterbildung/technik/cas-design-thinking/