Wegen dem Ausbruch der Corona-Krise vor ein paar Wochen wurde die Arbeitswelt in gewissen Teilen praktisch stillgelegt. Viele Mitarbeiter wurden ins Home-Office geschickt. Zusätzlich wurde auch der persönliche Kontakt zu Familienmitgliedern und Kollegen massiv eingeschränkt.
Da einige Ländern nun Lockerungen signalisiert haben, kann man sich zumindest darauf freuen, dass mit der Zeit das öffentliche Leben wieder hochgefahren wird. So wird auch in den Büros wieder Leben einkehren.
Arbeiten ist praktisch überall möglich
Besteht die Arbeit primär aus einer Tätigkeit, welche am Computer oder Laptop durchgeführt wird, kann man behaupten, dass dies grundsätzlich von überall erledigt werden kann. Voraussetzung dafür ist eine funktionierende Internetverbindung.
Ebenfalls wichtig sind klare Vorgaben betreffend der Datensicherheit. Bei größeren Unternehmen greifen Mitarbeiter über eine VPN-Verbindung auf die Daten zu. Des Weiteren werden die Laptops zentral aufgesetzt und verwaltet, man kann also keine eigenen Programme installieren. Und auch rund um den Datenaustausch über Cloud-Speicher, muss es klare Vorgaben von Seiten des Unternehmens geben. Denn sonst läuft man Gefahr, dass wichtige Daten in öffentlichen Cloud-Speichern landen und somit nicht mehr ausreichend geschützt sind. Dies wäre zudem ein großes Risiko im Hinblick auf den Datenschutz.
Wenn allerdings die Voraussetzungen erfüllt sind, steht der mobilen Arbeit oder dem Home-Office nichts mehr im Weg.
Es läuft besser als gedacht
Viele von uns sind vielleicht auch überrascht, wie gut die Arbeit im Home-Office funktioniert. Die Arbeit kann praktisch gleich ausgeführt werden. Einige Sachen laufen etwas schlechter, dafür laufen andere besser. Schlussendlich hält es sich wohl die Waage.
Eine Sonderstellung nehmen hier Arbeitnehmer ein, die auch noch die schulische Betreuung ihrer Kinder übernehmen müssen. Dies stellt eine Doppelbelastung dar und es wird wohl erst eine Erleichterung geben, wenn die Grundschulen wieder Präsenzunterricht durchführen können.
Dennoch läuft es für viele Arbeitnehmer wahrscheinlich deutlich besser als das sie am Anfang gedacht haben. Mir persönlich ist es auch so ergangen und ich habe mich nun sehr gut an die Arbeit im Home-Office gewöhnt und stelle mir ab und zu die Frage, warum ich überhaupt noch ins Büro gehen soll, wenn die Krise vorbei ist. Somit habe ich mich mit einer Neuinterpretation des Büros befasst:
Das Büro – ein Ort des Austausches
Lange war das Büro für mich einfach ein Arbeitsort, an den ich hin musste, weil ich dafür bezahlt wurde von dort aus zu arbeiten. Das Pendeln zwischen Wohn- und Arbeitsort hat mir selten Spaß bereitet und war mehr Anlass für Ärger oder Frustration. Einzig könnte ich den Arbeitsweg noch als eine Phase der Entkoppelung bezeichnen, mehr aber nicht.
Die Angst, dass es im Home-Office nicht möglich ist von der Arbeit abzuschalten, hat sich schnell aufgelöst. Denn dies geht, zumindest bei mir, ohne Probleme. Wozu also noch ins Büro?
Das Büro hat den großen Vorteil, dass man dort seinen Arbeitskollegen auch mal über den Weg läuft und sich entsprechend austauschen kann. Sei dies bei einem kurzen Gespräch im Gang, in der Kaffee- oder Mittagspause oder in einem Meeting. Jedoch funktionieren Kaffeepausen sowie Meetings auch Online bestens, aber der zwischenmenschliche Kontakt erreicht nie das gleiche Niveau wie bei einem persönlichen Treffen.
Soll man deswegen wieder ins Büro rennen, wenn die Corona-Krise vorbei ist? Meine Antwort ist Nein. Das Büro soll zu einem Ort des Austausches werden, der eine hohe Qualität mit sich bringt. Denn viele Meetings sind nicht so wichtig, dass man diese vor Ort durchführen muss. Ersparen wir uns doch die Reiserei, das ist ganz nebenbei auch gut fürs Klima. Wenn wir uns bewusster für oder gegen einen Arbeitstag im Büro entscheiden, dann messen wir persönlichen Meetings auch einen höheren Wert zu, denn man hat sich dann die Mühe gemacht ins Büro zu fahren und kann entsprechend mehr von Meetings erwarten.
Das Büro – ein Ort der Inspiration
Oft sitzen wir einfach im Büro, erledigen unsere Arbeit und gehen in die Kaffee- und Mittagspause. Werden wir da in irgendeiner Weise inspiriert? Ich bezweifle das sehr. Wenige Unternehmen sehen das Büro als einen Ort der Inspiration, insofern fühlt sich nur ein kleiner Teil der Mitarbeiter während eines Arbeitstages inspiriert. Es müssen sich neue Büroformen entwickeln, bei denen die Prioritäten anders gesetzt werden als auf die reine Aneinanderreihung von Arbeitsplätzen. Zeitweise kommt man sich vor wie in einem Hühnerstall.
Wenn nicht jeder täglich ins Büro arbeiten geht, dann verringert sich auch die Fläche an fixen Arbeitsplätzen. Als Mitarbeiter habe ich dann auch gar nicht den Anspruch, dass ich einen mir zugewiesenen Arbeitsplatz besitze, es reicht mir dann, wenn es verschiedene Bürozonen gibt, welche ich je nach Bedürfnis auswählen kann. Idealerweise gibt es Zonen, die für Meetings ausgelegt sind, andere sind freie Arbeitsplätze, Treffpunkte als Orte des Austausches, Showrooms mit Produkten oder kreative Zonen für die Ideenfindung.
Einerseits verbessert sich so die Qualität der Zeit, welche man in einem Büro verbringt und andererseits können sich so auch Kosten verringern lassen, weil man weniger Bürofläche benötigt. Wer kennt sie nicht, die leeren Bürotische, die keinerlei Zweck erfüllen. Sollte das nicht jeden CFO anspornen, um sein Bürokonzept zu überdenken?
Das Büro – ein Ort des Netzwerkens
Einen Großteil der Büroarbeit kann man sehr gut von zu Hause aus erledigen. Ins Büro sollte man nur gehen müssen, wenn man es für notwendig erachtet. Es wird hier logischerweise unterschiedliche Ansichten von Mitarbeiter zu Mitarbeiter geben. Der große Vorteil im Büro ist der Kontakt zu anderen Menschen, also ist es ein Ort des Netzwerkens. Wie man auch nicht jeden Tag oder jede Woche an einen Event geht, sollte es auch nicht nötig sein ins Büro zu gehen. Man soll dann gehen, wenn man das Bedürfnis hat zu Netzwerken, sich auszutauschen oder inspiriert zu werden.
Zeit für Veränderungen
Persönlich finde ich, dass wir in vielen Unternehmen einen Punkt erreicht haben, an dem eine Veränderung dringend notwendig ist, um auch für die Zukunft gerüstet zu sein. Ein attraktiver Arbeitgeber mit einem durchdachten Bürokonzept zieht bessere Mitarbeiter an und kann so seine Performance verbessern. Es ist Zeit über neue Arbeits- und Büroformen nachzudenken. Gerade die Corona-Krise bietet die perfekte Gelegenheit für Veränderungen, da vieles bereits aus den Fugen geworfen wurde.
Albert Einstein sagte: „Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und zu hoffen, das sich etwas ändert.“
Ändern Sie etwas und bleiben Sie gesund.