Singles Day, Black Friday, Cyber Monday, Cyber Woche, Summer Sale oder einfach nur die 4 für 3 Aktionen bei Migros, Coop, Denner oder sonst einem Detailhändler – die Schweiz ist im Rabattrausch.
Jedes Jahr wird es verrückter. Rabatte schiessen aus dem Boden, fallen vom Himmel und werden dir vor die Nase geknallt. Es gibt praktisch keinen Ort mehr an dem wir nicht von irgendeiner Aktion profitieren können. Selbst beim Autokauf vergleiche ich nicht mehr die Anzahl PS, Hubraum oder Kofferraumgrösse. Vielmehr interessiert es mich, wie viel Rabatt ich auf das jeweilige Fahrzeug erhalte, denn schliesslich muss sich ein solcher Kauf ja auch lohnen.
Das Gleiche bei allen anderen Alltagsgegenständen: Milch, Fleisch, Hosen, Socken, Elektrogeräte etc. Wer in der heutigen Zeit nicht mit einem Rabatt auftrumpfen kann, der hat verloren. Migros hat beispielsweise den Migros Outlet erschaffen. „Schnäppchenjäger aufgepasst!“ heisst der aussagekräftige Slogan. Da muss man doch einfach hingehen.
Allerdings gibt es bei Migros Outlet auch eine Schattenseite. Denn die sogenannten Schnäppchenpreise sind oft gar keine und man erhält das gleiche Produkt viel günstiger bei einem Online-Händler. Da fühlt man sich doch gleich so richtig verarscht. Vorsicht ist des Kunden bester Freund.
Grundprobleme
Das Tragische an der ganzen Sache ist, dass die Einzelhändler sich selber die Margen kaputt machen und die Kunden das Vertrauen in die Unternehmen verlieren. Denn wenn ich ein Produkt mit Rabatt oder sogar einer Tiefpreisgarantie sehe und dies dann anderswo billiger kaufen kann, dann frage ich mich doch, was hier genau falsch läuft.
Unternehmen versuchen sich stark über die Preise von anderen zu unterscheiden. Aber dies führt früher oder später einfach zu schlechter Produktqualität oder unzufriedenen Kunden. Denn tiefste Preise, bester Service, zufriedene Mitarbeiter und Kunden zentrierte Kommunikation gibt es leider nie in einem Paket.
Unternehmen haben es verlernt, dass sie sich auch über andere Merkmale als nur den Preis unterscheiden können. Einzig Firmen wie Apple und Tesla haben es geschafft, dass sie eine Fan-Community aufgebaut haben und Kunden bereit sind mehr zu bezahlen, um Teil dieser Markenwelt zu sein. In der Schweiz kann man hier Freitag als solches Unternehmen mit dazu zählen.
Weg von billig
Wir sollten davon weg kommen, dass wir unsere Produkte immer billiger anbieten. Viel mehr sollten wir uns darauf fokussieren, was uns als Unternehmen von anderen unterscheidet. Wenn es nichts gibt, dann sollte man sich unbedingt Gedanken machen, wie man sich zumindest einen UCP (Unique Communication Proposition – ein kommunikatives Alleinstellungsmerkmal) zulegen kann. Dann kann man sich zumindest auf kommunikativer Ebene von der Konkurrenz abheben. Denn Preiskämpfe werden in Zukunft nicht einfacher, sondern eher härter werden.
Die Zukunft gehört Unternehmen, die sich auf Story Telling und eine überzeugende Customer Journey konzentrieren. Nur so wird es möglich sein, sich mit einzigartigen Merkmalen von der Konkurrenz zu unterscheiden.
Das „S.M.A.R.T. Company“ Konzept
Aus meiner Sicht werden nur Unternehmen langfristig erfolgreich sein, welche die folgenden Elemente immer wieder überprüfen und entsprechende Massnahmen dazu umsetzen:
Sustainability (Nachhaltigkeit)
Mindfulness (Achtsamkeit)
Agility (Beweglichkeit)
Responsibility (Verantwortung)
Technology (Technologie)
Mehr zu diesem Thema findet Ihr in diesem Artikel: Ein neuer Unternehmensgeist
Die Macht der Kunden
Als Kunde kann man mehr beeinflussen, als man denkt. Schlussendlich können Unternehmen nur überleben, wenn sie auch Kunden haben. Wir sollten uns als Konsumenten also vermehrt unserer eigentlichen Rolle bewusst werden. Denn mit unseren Ansprüchen und Forderungen können wir das Angebot von Unternehmen massgeblich beeinflussen.
Klar ist es attraktiv, wenn wir ein grossartiges Produkt zu einem günstigen Preis erhalten. Aber schlussendlich müssen auch die Mitarbeiter des Herstellers oder Dienstleisters leben können und sollen einen gerechten Lohn erhalten.
Wir müssen uns also mehr Gedanken darüber machen, was wir als einen fairen Preis für ein Produkt, ein Erlebnis oder eine Dienstleistung erachten und die Unternehmen entsprechend diesen Kriterien aussuchen. Natürlich hat jeder Mensch wieder andere Vorstellungen von Leistungen, das ist auch gut, aber aus meiner Sicht widerspiegeln die heutigen Rabattschlachten der Firmen diese Werte nicht. Wer kann schon dafür sein, dass ein Kind in einer Fabrik arbeiten muss, nur damit man sich ein Kleidungsstück billig kaufen kann.
Den eigenen Konsum hinterfragen
Mein Wunsch für die Zukunft ist, dass die Menschen ihren eigenen Konsum vermehrt hinterfragen und auch Forderungen an Unternehmen stellen, wenn sie mit deren Geschäftspraktiken nicht einverstanden sind. Man muss lernen auf Produkte zu verzichten, wenn es den Anschein macht, dass sie nicht nachhaltig und achtsam produziert oder verkauft werden. Wir müssen die Verantwortung für unseren Konsum übernehmen und anfangen reduziert zu leben. Denn die Ressourcen dieser Welt sind endlich und ein Leben im Einklang mit der Natur ist sehr wünschenswert.
Quellen:
https://www.derbund.ch/wirtschaft/der-startschuss-zur-rabattschlacht/story/29073241